Wettbewerb Neubau Stadtarchiv und Ambulanz, Biel, BE

„Biella“

Wettbewerb offen, 2017

Zweiter Bewertungsdurchgang

Das Baufeld im Bereich des ehemaligen Gaswerks, in der Nähe zur Esplanade du Palais des Congrès wird stark von der zeitgemässen Architektursprache der 1960 – 1962 gebauten Feuerwehr und der Zentralgarage charakterisiert. Die Komposition aus Sichtbeton und einer Glasmembran mit feiner Metallsprossenteilung wird von der Sporthalle Esplanade aus dem Jahre 2009 zu einem stimmigen Ensemble ergänzt. Im Zentrum der drei Volumina steht der identitätsstiftende, skulpturale Schlauchturm aus Beton. Das kompakte, fünfgeschossige Gebäude, in der Südecke Gartenstrasse / Mattenstrasse platziert, ergänzt das bestehende Ensemble zu einem windmühlenartig, um den Schlauchturm als gestärktes Zentrum angeordneten Geviert. Das neue Stadtarchiv setzt sich durch seine Höhe einerseits von den drei Flachbauten ab, und ordnet sich gleichzeitig dem Schlauchturm klar unter. Der architektonische Ausdruck, die Gliederung und Proportionen der Fassadenelemente sowie deren Materialisierung in Metall, Glas und Beton schafft einen starken Bezug zum bestehenden Ensemble. Durch diesen Dialog manifestiert der Neubau auf eine angemessene Art den publikumsorientieren und öffentlich Charakter des Stadtarchivs. Zwischen dem Neubau und der Sporthalle wird ein intimer, halböffentlicher Aussenraum aufgespannt, der sich in seiner Grösse und Atmosphäre von den grossmassstäblichen Aussenräumen der Umgebung unterscheidet. Der Lesegarten mit hochstämmigen Birken auf einer Kiesintarsie bildet einen klaren Kontrast zur Beton und Glasarchitektur des Ensembles und lädt sowohl die Quartiersbewohner, die Mitarbeitenden des Archivs und der Ambulanz, als auch die Besucherinnen des Archivs zum Verweilen ein. Das Gebäude ist als Massivbau mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade konzipiert. Das Volumen wird durch vorgehängte Betonbänder geschossweise horizontal gegliedert. Die Fassade wird durch U-Profile in einem regelmässigen Raster zusätzlich vertikal unterteilt. Konkave Elemente aus feuerverzinktem Stahl werden zwischen den U- Profilen befestigt bilden das äussere Gewand des Neubaus. Die ebenfalls konkav gebogenen Glaselemente vor den Fensteröffnungen lassen die Fassade als homogene Haut erscheinen. Material und Biegung der Elemente, sind eine Reminiszenz an das ehemalige Gaswerk. Als Inspiration des architektonischen Ausdrucks der Fassade dient die Leseart der Plastiken von Rachel Whiteread, von invertierten, mit Archivalien gefüllten Regalen.

Bauherrschaft: Stadt Biel
Architektur: OST Architekten, ZH
Landschaftsarchitektur: Hansjörg Gadient Landschaftsarchitekt BSLA, GR
Bauingenieur: Schnetzer Puskas Ingenieure, ZH
Visualisierungen: Space Communication GmbH, ZH
Mathias StrittStadtarchiv und Ambulanz Biel